Ein Grund ist definitiv die positive Prognose der Lithiumnachfrage über das Jahr 2030 hinaus, natürlich stark gekoppelt an dessen Nutzung für Batterien in Elektro-Autos. Gemäß dem US Geological Survey wurden im Jahr 2024 1,27 Millionen Tonnen an Lithium produziert, bis 2035 soll nach Prognosen von S&P Global und Benchmark Mineral Intelligence die Nachfrage für das Leicht-Metall zwischen 3,3 und 3,8 Millionen Tonnen liegen. Das würde ein Nachfragewachstum von gut 250 Prozent bedeuten und dementsprechend eine Ausweitung von Produktionskapazitäten lukrativ machen.
Auf der anderen Seite haben die argentinischen Ressourcen eine sehr vorteilhafte geologische Beschaffenheit, was eine erleichterte und kostengünstigere Extraktion ermöglicht, im Kontrast zu anderen zentralen Lithium-Abbau-Regionen auf der Welt. Laut der Analysefirma Supply Chain Insights im Jahr 2024, lagen die Kosten für Lithiumgewinnung argentinischer Ressourcen zwischen 5.200 und 6.500 USD pro metrischer Tonne Lithiumkarbonatequivalent (LCE) während Kosten für Gewinnung aus Hartgestein (hauptsächlich Australien und China), sogenannte Spodumene, zwischen 7.500 USD und 13.000 USD pro metrischer Tonne liegt.
Lithium-Minen in Argentinien: Welche? Wo? Wieviel?
Gemäß dem US Geological Survey hat Argentinien die weltweit größten Lithiumreserven mit 23 Millionen Tonnen noch vor Bolivien, den USA und Chile, ein Ranking das sich sehr gut anhört, jedoch in der Praxis nur untergeordnete Relevanz hat, denn entscheidend ist welcher Anteil dieser Reserven sich in bewiesene Ressourcen und welche dieser Ressourcen sich wiederum in tatsächliche produzierende Minen transformieren.
Derzeit gibt es 6 Minen die Lithium produzieren:
· Cauchari-Olaroz (Provinz Jujuy): im Besitz von Gangfeng Lithium (China) & Lithium Argentina (Kanada)
· Centenario Ratones (Provinz Salta): im Besitz von Eramet (Frankreich)
· Fenix (Provinz Catamarca): im Besitz von Rio Tinto (UK)
· Mariana (Provinz Salta): im Besitz von Gangfeng Lithium
· Olaroz (Provinz Jujuy): im Besitz von Rio Tinto & Toyota Tsusho (Japan)
· Sal de Oro (Provinzen Salta & Catamarca): im Besitz von POSCO (Südkorea)
5 weitere Projekte befinden sich in Konstruktion und werden voraussichtlich zwischen 2026 und 2028 graduell in Betrieb gehen.
Lithium Ausblick Argentinien: Stabilität und Rolle der Politik
Die Regierung unter Javier Milei fährt einen wirtschaftsliberalen Kurs, mit dem Ziel staatliche Einflussnahme so weit als möglich zu reduzieren und so dem privaten Sektor die Möglichkeit zu geben sich entbürokratisiert frei zu entwickeln und damit einen Autoregulierungsmechanismus anzustoßen. Für internationale Investoren ist eine solche Haltung des Staates sehr attraktiv – um diese auch zu formalisieren wurde vergangenes Jahr das RIGI (Régimen de Incentivos para Grandes Inversiones), also eine Incentivierungs-Richtlinie für Gross-Investitionen (ab 200 Millionen USD), erlassen. Die wichtigsten Vorteile sind im Bereich Versteuerung, im Bereich Wechselkurse und Devisen und im Bereich rechtlicher und regulatorischer Stabilität mit einem Schutz vor nachträglichen Änderungen durch einen direkten Zugang zu internationaler Schiedsgerichtbarkeit. Bisher wurden zwei Lithiumprojekte in dem Rahmen des RIGI genehmigt während drei weitere in Evaluierung sind, ob sie die Voraussetzungen erfüllen.
Lithium-Preis: Quo Vadis?
Zum besseren Verständnis des Lithium-Preises muss man vorab erwähnen, dass Lithium kein klassischer Rohstoff wie zum Beispiel Gold, Silber, Eisen oder Erdöl ist. Die häufigste Handelsform ist Lithiumkarbonat (bei Solevorkommen), daneben wird aber auch Lithiumhydroxid (aus Festgesteinsvorkommen) und Lithiumchlorid (ein Zwischenprodukt) gehandelt. Für Lithium existiert derzeit kein einheitlicher, börsengehandelter Weltmarkt. Die Preise werden überwiegend in bilateralen Verträgen zwischen Produzenten und Abnehmern individuell festgelegt und hängen von Produktqualität, Lieferbedingungen und Vertragslaufzeit ab. Die sogenannten 'Weltmarktpreise' sind daher nur Richtwerte, die auf Schätzungen und Marktberichten von Preisagenturen basieren – kein offiziell festgelegter Börsenpreis. Das macht es sehr kompliziert sich mit Hedging-Instrumenten gegen die Preisschwankungen abzusichern. Mittlerweile ist klar, dass der Preissprung 2022 nicht nachhaltig war, vielmehr gehen Experten, wie zum Beispiel eine der führenden Stimmen der Industrie – Joe Lowry davon aus, dass sich der Lithiumpreis mittelfristig eher an der Kosten- anstatt an der Nachfragekurve orientieren wird.
Ersatz von Lithium durch Sodium für die Batterieproduktion - Real?
Skeptiker der Lithiumindustrie sehen in Sodium ein viel billigeres und auch deutlich reichlicher vorhandenes Ersatzprodukt für die Produktion von Batterien. Wäre Sodium in der Lage Lithium in dessen aktueller Nutzenfunktion zu ersetzen würde das einen harter Schlag für die Lithiumnachfrageprognosen bis 2035 bedeuten, die, wie bereits erwähnt, auf 3,3 bis 3,8 Millionen Tonnen beziffert werden. Wenn man dazu jedoch die Zahlen betrachtet, ist selbst in sehr optimistischen Sodium-Wachstums-Szenarien bis 2035 nicht von einer Beeinträchtigung der Lithiumnachfrage durch Sodium auszugehen. Der Hauptgrund dafür ist, dass Sodium eine viel geringere Energiedichte als Lithium hat, weshalb Sodium-Ion-Batterien folglich viel schwerer als Lithium-Ion-Batterien sind, aber gleichzeitig auch eine viel kürzere Lebensdauer haben. Das ist für die Fortbewegung mit Langstrecken-EVs ein grober Nachteil als auch bei Anwendungen, bei denen das Verhältnis zwischen Gewicht und Leistung kritisch ist. Nichtsdestotrotz gibt es vielversprechendes Potenzial Sodium-Ion-Batterien einzusetzen, unter anderem bei der stationären Energiespeicherung, oder bei Kurzstrecken-Mobilitätslösungen, allen voran im Stadtverkehr. Aufgrund dieser beschriebenen Vorteile geben Analysten wie Future Market Insights Inc. Sodium sehr gute Wachstumsprognosen, bis 2035 soll sich der Markt von aktuell 2,5 Milliarden USD auf 11,3 Mrd. USD vergrößern. Die derzeit führenden Unternehmen, die die Forschung im Bereich von Sodium-Ion-Batterie-Lösungen vorantreiben sind der Gigant CATL, HiNa Battery Technology (beide China), Faradion Ltd (UK), Altris AB (Schweden).
In Konklusion kann man sagen, dass Sodium eher eine Ergänzung, weniger ein direkter Konkurrent zu Lithium ist, zumindest nicht in der mittleren Frist bis 2035.
Processing von argentinischem Lithium – Wo geschieht die wahre Wertschöpfung?
Argentinien hat derzeit keine eigenen Kapazitäten, um sein extrahiertes Lithium in das batteriefähige Endprodukt Lithium mit maximalem Reinheitsgrad zu konvertieren. Daher wird das Metall, meistens in Form von Lithiumkarbonat exportiert. 75% dieser Exporte gehen nach China, 8% nach Südkorea, 6% in die USA, 4% nach Japan und nur 5% nach Europa. Von diesen 5% hält Deutschland den größten Anteil, das innerhalb von Europa führend bei der Lithiumkonvertierung ist. Diese Konzentration in Asien und speziell China hat eine starke Abhängigkeit Deutschlands für seine Batterieproduktion zur Folge. Mittelfristig will Deutschland diese Abhängigkeit verringern, durch mehrere eigene Lithiumkonvertierungsanlagen auf eigenem Boden. Im Moment liegt die bedeutendste, in Bitterfeld-Wolfen von AMG Lithium und in Frankfurt von Vulcan Energy. BASF in Schwarzheide und Rock Tech Lithium in Guben wollen in den nächsten Jahren nachziehen.
Ist der Wasserverbrauch ein Argument gegen Lithiumgewinnung?
Hier muss mit einigen Mythen aufgeräumt werden. Zum einen ist die Lithiumindustrie nicht zwingend eine der wasserintensivsten Industrien. Wenn man hier beispielsweise einen Vergleich mit der Produktion von landwirtschaftlichen Gütern wie Fleisch oder Wein anstellt, bekommt man hierzu ein gutes Bild, was die wahren Verhältnisse sind. Gemäß Fußabdruckes-Berechnungen von Mekonnen & Hoekstra (2010) 1 Kilo Fleisch verbraucht beispielsweise zwischen 500 und 1.000 Liter Wasser. 1 Liter Wein benötigt über 1.000 Liter Wasser. Für Lithium liegt der Verbrauch zwischen 200 und 7.700 Liter pro Kilo batteriefähigem Lithium. Diese große Varietät ist den unterschiedlichen Verarbeitungsmethoden und geologischen Beschaffenheiten der Vorkommen geschuldet. Zum anderen ist auch wichtig zu erwähnen, dass das verwendete Wasser im Lithiumdreieck, im Nordwesten Argentiniens, meist Brackwasser ist (eine Mischung aus Salz- und Süßwasser), welches für den Konsum durch Mensch und Tier nicht nutzbar ist. Weiters wird durch immer fortgeschrittenere Technologien die Ressourceneffizienz gesteigert und der Wasserverbrauch gesenkt. Die derzeit führende Technologie ist Direct Lithium Extraction (DLE), die Lithium-Ionen direkt aus der Sole extrahiert, ohne Verdampfung des Wassers, was die konventionelle Methode ist. Im Vergleich zur Verdampfung kann mit DLE zwischen 30 und 60 Prozent Wasser (gemäß Bloomberg NEF) eingespart werden.
Marktpotenzial und Chancen für deutsche Zulieferer (Technologie, Maschinen etc.)
Eine Lithiummine ist ein sehr komplexes Ökosystem, das für seine Funktionalität eine Vielzahl von Lösungen benötigt. Es besteht daher entlang der gesamten Bergbau-Wertschöpfungskette eine erhebliche Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen, die durch innovative und technologisch hochentwickelte Lösungen deutscher Zulieferer und Berater befriedigt werden können. Dazu gehören Elemente der Prospektion, Exploration, Konstruktion, Produktion & Processing als auch der Distribution, gemeinsam mit der zunehmenden Notwendigkeit von Nachhaltigkeits- und Umweltverträglichkeitsanalysen. Anwendungen werden zunehmend an den Bergbausektor adaptiert., wie zum Beispiel: Gerüste, Wasserpumpen, Rohrtechnik, Dichtungstechnik, Ventile, Filter, Fördersysteme, digitale Prozesse, Chemikalien etc.
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Quellen:
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Argentina Mining Secretary, Recursos y reservas minerales en Argentina, september 2025.
Argentina Mining Secretary, Portfolio of advanced projects, Lithium, 2025.
Argentina Mining Secretary, Infrastructure Requirements for the Development of the Mining Sector, 2025.
BASF: https://www.basf.com/global/en/media/news-releases/2025/06/p-25-112?utm, 2025.
Benchmark Intelligence: https://www.benchmarkminerals.com/lithium?looking_for=/lithium/price-commentary-28-may-2025-assessment-benchmark-lithium, 2025.
Bloomberg NEF: https://about.bnef.com/insights/commodities/direct-lithium-extraction-on-the-cusp-of-commercialization/, 2024.
Dagar et al: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0378775325017811?dgcid=rss_sd_all&ut, 2025.
Estrucplan: https://estrucplan.com.ar/marco-legal-catamarca/?utm
Fastmarkets: https://www.fastmarkets.com/insights/the-lithium-triangle-three-countries-control-more-than-50-of-global-resources/, 2024.
Future Market Insights Inc.: https://www.futuremarketinsights.com/reports/sodium-ion-batteries-market?utm, 2025.
Lithium Triangle South America News: https://lithium-triangle-southamerica.com/argentina-litio-2035-dessafios/, 2025.
Lithium Argentina: Operational Technical Report at the Cauchari-Olaroz Salars, Jujuy Province, Argentina, 2025.
Lowry Joe: The Price Isn´t Right, https://podcasts.apple.com/us/podcast/the-global-lithium-podcast/id1483677267, 2024.
Mekonnen & Hoekstra, https://www.waterfootprint.org/resources/Report-48-WaterFootprint-AnimalProducts-Vol1.pdf, 2010.
Pistilli Melissa: https://www.nasdaq.com/articles/which-lithium-juniors-have-supply-deals-ev-makers-updated-2024, 2024.
S&P Global: https://www.spglobal.com/market-intelligence/en/news-insights/research/critical-minerals-strategic-outlook, 2024.
T&E: Unlocking lithium’s potential, 2024.
US-Geological Survey: https://pubs.usgs.gov/periodicals/mcs2025/mcs2025-lithium.pdf, 2025.
Vera et al: Environmental impact of direct lithium extraction from brines, 2023.
World Integrated Trade Solutions: https://wits.worldbank.org/trade/comtrade/en/country/DEU/year/2022/tradeflow/Imports/partner/ALL/product/283691?utm, 2023.
Xia, Manberger, Du: Long on expectations, short on supply: Regional lithium imbalances and the effects of trade allocations by China, the EU, and the USA, 2025.
Yahoo Finance: Sodium-Ion Battery Market Analysis and Forecast 2025-2035: Focus on Application, Product, and Regional Analysis, 2025.