"Die Welt zu Gast bei Freunden" - so lautete das Motto der 18. Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Dieser Geist war auch auf der, von der DIHK organisierten, Weltkonferenz 2025 zu spüren. In einer zunehmend fragmentierten Weltwirtschaft wurde die Konferenz zu einem Signal des Dialogs. Sie bot Raum für den Austausch zu wichtigen Themen wie Fachkräftemigration, Digitalisierung, Zollpolitik und nachhaltige Lieferketten.
Die Konferenz fand in einem wirtschaftlich sensiblen Moment statt. Nach zwei Jahren der Stagnation zeigt die deutsche Wirtschaft erste Erholungstendenzen: Das Bruttoinlandsprodukt soll 2025 um 0,3 % wachsen, 2026 sogar um 1,7 %. Treiber sind ein staatliches Investitionspaket, steigender Konsum und vorgezogene Exporte im Zuge der US-Zollpolitik. Gleichzeitig prägen weltpolitische Ereignisse das wirtschaftliche Umfeld: Die zweite Amtszeit von Donald Trump mit verschärften Handelszöllen, der Tod von Papst Franziskus und die Regierungsbildung unter Kanzler Friedrich Merz markieren ein Jahr geopolitischer Umbrüche.
Die AHK-Weltkonferenz 2025 war mehr als ein Branchentreffen – sie war ein strategisches Forum für globale Zusammenarbeit. Inmitten wirtschaftlicher Unsicherheiten und politischer Spannungen setzte sie ein starkes Zeichen für Offenheit, Innovation und gemeinsame Verantwortung. Die Impulse aus Berlin dürften weit über das Jahr hinaus nachwirken – in den Kammern, Unternehmen und Partnerschaften weltweit.
Impulse aus Berlin: Die Rede von Dr. Helena Melnikov
In ihrer vielbeachteten Eröffnungsrede, die erste als Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer, forderte Dr. Helena Melnikov einen klaren wirtschaftspolitischen Neustart. Unter dem Motto „2025 zum Chancenjahr machen“ betonte sie:
Wirtschaft als Priorität: „Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft – das muss oberste Priorität haben“, so Melnikov. Sie warnte vor der anhaltenden Wachstumsschwäche in Deutschland und forderte eine konsequente Neuausrichtung der Standortpolitik.
Bürokratieabbau und Investitionen: Lange Genehmigungsverfahren, hohe Energiepreise und überdurchschnittliche Unternehmenssteuern seien zentrale Wachstumsbremsen. Die Politik müsse jetzt spürbare Impulse für Investitionen, Infrastruktur und steuerliche Entlastung geben.
Internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken: Melnikov hob die Bedeutung von Freihandelsabkommen mit Mercosur, Indien, Mexiko und den USA hervor. Internationale Offenheit sei der Schlüssel zu Wachstum und Wohlstand.
Die Rolle der Kammern: Mit ihrem globalen Netzwerk von 150 AHKs und 79 IHKs in Deutschland ist die DIHK ein verlässlicher Partner für Unternehmen in Zeiten des Wandels.
Ihre Rede war ein leidenschaftlicher Appell an Politik und Wirtschaft, gemeinsam die Weichen für eine zukunftsfähige, offene und unternehmerfreundliche Ordnung zu stellen, national wie international.
Die Rolle Argentiniens auf der internationalen Bühne
Die AHK Argentinien war auf der DIHK-Weltkonferenz 2025 gut vertreten: Gunther Neubert, Hauptgeschäftsführer der AHK Argentinien, gemeinsam mit Julieta Barra, Leiterin Außenwirtschaft und Mitglied des Strategischen Führungskreises, nutzten den Rahmen der Konferenz, um strategische Partner wiederzutreffen, neue Verbündete kennenzulernen und Informationen über wirtschaftliche Entwicklungen, Prognosen und Trends in Argentinien sowie in Deutschland auszutauschen.
Inmitten tiefgreifender wirtschaftlicher und politischer Umbrüche unter der Regierung von Präsident Javier Milei ist der Zeitpunkt der Konferenz ideal, um die Interessen Argentiniens mit den Prioritäten der neuen deutschen Regierung in Einklang zu bringen und um Argentinien als verlässlichen Partner und Investitionsstandort neu positionieren zu können.
Die konkreten Chancen, die Argentinien aktuell bietet, können in drei Hauptbereiche zusammengefasst werden:
Positionierung als Energie- und Rohstoffpartner: Im Kontext globaler Lieferketten und der Energiewende wird Argentinien als potenzieller Schlüsselakteur für grüne Energie und kritische Rohstoffe wahrgenommen. Der Bergbausektor beginnt zu wachsen, mit riesigen Ressourcen an Lithium und Kupfer. Auch andere natürliche Ressourcen sowie die klimatischen Bedingungen in verschiedenen Regionen Argentiniens bieten einzigartige Möglichkeiten zur Erzeugung grüner Energie.
Marktchancen für effiziente Technologien: Das prognostizierte Wirtschaftswachstum und die Handelsstabilität Argentiniens, nach mehreren Jahren der Krise und umfangreichen Handelshemmnissen, eröffnen sich deutschen Unternehmen, die ihre Exporte steigern wollen, wieder Marktchancen, insbesondere in Technologien, die es der argentinischen Industrie ermöglichen, ihre Effizienz und Produktivität zu steigern.
Argentinien als regionales Dienstleistungszentrum: Dank seines starken, resilienten und innovativen Dienstleistungsexportsektors und seiner vergleichsweise guten Bildungs-, Berufs- und Sprachkenntnisse ist das Land der ideale Ort, um das Dienstleistungsangebot von Unternehmen zu konzentrieren, die andere Niederlassungen in der Region unterstützen wollen.
Seit seinem Amtsantritt verfolgt Präsident Javier Milei einen radikalen wirtschaftsliberalen Kurs: Subventionsabbau, Deregulierung, Aufhebung der Devisenkontrollen und eine drastische Reduktion staatlicher Ausgaben prägen die Agenda. Während internationale Investoren erste positive Signale sehen, wie etwa die Stabilisierung des Wechselkurses trotz Aufhebung von Restriktionen und Kontrollen, bleibt die soziale Lage angespannt. Rentnerproteste und soziale Unzufriedenheit zeigen die Schattenseiten der Reformen.
Gerade in diesem Spannungsfeld ist die Rolle der AHK Argentinien entscheidend: als Brückenbauerin zwischen deutschen und argentinischen Unternehmen, argentinischer Politik und der Zivilgesellschaft. Sie ist seit 109 Jahren ein zentraler Akteur der deutsch-argentinischen Wirtschaftsbeziehungen. Mit fast 200 deutschen Unternehmen im Land, viele davon mit jahrzehntelanger Präsenz, und mit über 300 Mitglieder steht die AHK für Kontinuität, Vertrauen und Innovationskraft. Sie ist für deutsche Unternehmen der ideale Partner vor Ort und unterstützt mit Marktinformationen, Geschäftskontakten sowie individueller Begleitung beim Markteinstieg.