Kupfer ist ein essenzielles Metall für alle Industrien in denen optimierte Leitbarkeit von Elektronen benötigt wird, ganz besonders entscheidend ist es für Elektrizitätsnetzwerke, Bauwirtschaft, Windturbinen, Solarparks und Elektroautos. In der Bauwirtschaft, was alles von Gebäuden bis zu Infrastruktur umfasst, wird am meisten Kupfer, nämlich 45% des Gesamtvolumens, genutzt. Elektrische und elektronische Produkte sind für 22% des Gesamtkonsums verantwortlich, während Transport-Equipment 16% vereinnahmt (USGS MCS, 2024).
Sich verändernde Energiematrizen werden die zukünftige Nachfrage in die Höhe schnellen lassen, Experten prognostizieren einen Anstieg von aktuell 27 Mio. Tonnen jährlich, hin zu 33 Mio. Tonnen im Jahr 2035. Wenn man diese Nachfragezahlen den derzeitigen Produktionskapazitäten, (also die Summe, aller bereits operierenden Kupferminen) gegenüberstellt ist das Resultat ein mittelfristiger massiver Angebotsengpass, der sich bis 2035 in einem 30-prozentigen Defizit resultieren wird.
Neue Kupferressourcen zu entwickeln ist daher von zentraler Bedeutung und macht es auch lukrativ, durch hohes Nachfragvolumen. Argentinien produziert aktuell kein Kupfer, wird aber mit 8 weit fortgeschrittenen und dutzenden initialen Projekten ab 2030 eine wichtige Rolle bei der globalen Kupferversorgung einnehmen. Ab 2030 sollen jährlich rund 300.000 Tonnen produziert werden, mit Exportsummen von über 3 Mrd. USD, ab 2035 soll die Menge auf über 2 Millionen Tonnen gesteigert werden, mit antizipierten Exporteinnahmen von fast 12 Mrd. USD. Die Kupferressourcen in Argentinien sind, anders als in anderen Regionen der Welt noch frisch und von hoher Qualität, wodurch deren Abbau relativ einfacher, umweltfreundlicher und nachhaltiger ist.
Mit diesen herausragenden Bedingungen bestehen realistische Chancen, dass Argentinien bis zum Jahr 2035 in die Top 10 der Kupferproduktions-Nationen aufsteigt. Um das argentinische Potenzial in Relation zu setzen, hilft es dieses mit den globalen Zahlen zu vergleichen. Argentinien hat Kupferreserven von 65 Mio. Tonnen und gesicherte Kupferressourcen von 20 Mio. Tonnen. Die Ressourcen basieren nahezu ausschließlich auf porphyrischen Lagerstätten, wie rund 70% aller weltweiten Vorkommen - der andere Vorkommens-Typus, sedimentgebundene Lagerstätten, macht den Rest der globalen Reserven aus.
Weltweit wurden im Jahr 2024 22,4 Mio. Tonnen Kupfer produziert, ein Niveau, das gemäß der International Energy Agency (IEA) jedoch nicht gehalten werden kann und ab 2030 stark abnehmen wird. Bis zum Jahr 2035 soll das Produktionsvolumen somit auf unter 19 Mio. Tonnen fallen. Die Hauptgründe für das sinkende Volumen sind abnehmende Kupfergehalte bis hin zu gänzlicher Erschöpfung von Reserven in Kupferminen und auf der anderen Seite die Stilllegung von Anlagen was durch Ingenieurstechnische oder infrastrukturelle Probleme beschleunigt werden kann.
Die derzeit wichtigsten Kupferproduzenten sind Chile als dominante Nummer 1 und dahinter als zunehmend klare Nummer 2 die Demokratische Republik Kongo, die Peru von dieser Position verdrängte. Die chilenische Mine „Escondida“ ist dominante Nr. 1 mit fast 1,3 Mio. Tonnen Produktion im Jahr 2024.
China ist der Hauptabnehmer von raffiniertem Kupfer mit 60% Anteil gefolgt von den USA mit 6 % und auf Rang 3 bemerkenswerterweise Deutschland mit 4% Anteil an der Gesamtnachfrage. In den nächsten Jahrzehnten wird Deutschland diesen Anteil, aufgrund von stagnierendem Wirtschaftswachstum nicht halten können und sehr wahrscheinlich von Indien und Vietnam überholt werden.
Wie wird Kupfer extrahiert? Was sind die Technologien/Methoden?
Die Laugung von oxidierten Erzen ist eine zukunftsträchtige, moderne und nachhaltige Methode. Auch im Projekt „Los Azules“, einem kanadischen Unternehmen mit deutschem CEO, und Mitglied der AHK Argentinien wird mit dieser Technologie gearbeitet werden. Die Abkürzung SX-EW steht für Solvent-Extraction – Electrowinning und ist ein hydrometallurgischer Prozess: oxidische Erze werden mit Schwefelsäure ausgelaugt, das Kupfer wird dann mit Lösungsmitteln aus der Lösung extrahiert und schließlich durch Elektrogewinnung als Kupferkathode (99.9 %) abgeschieden. Das liefert unmittelbare, marktfähige Kathoden, die On-Site produziert werden können. (Mc Ewen Inc. Machbarkeitsstudie, Nov. 2025)
Der große Vorteil dieser Technologie ist die Unabhängigkeit von Processing-Anlagen wie Schmelze-Anlagen oder Raffinerien, mit dem Ergebnis einer autonomen Wertschöpfungskette, was sowohl für den Produzenten als auch für den Abnehmer höhere Sicherheit schafft und die Komplexität von globalen Supply Chains als auch das Risiko von Bottlenecks reduziert.
Dennoch ist die andere Methode neben der hydrometallurgischen, die sogenannte pyrometallurgische Methode, die am häufigsten genutzte. Hydrometallurgische Prozesse werden bei ca. 20% der weltweiten Produktion angewendet, während pyrometallurgische Prozesse (die im Grunde Schmelze des Erzes und darauffolgende Raffinerie involviert) immer noch für rund 80% verantwortlich sind. Grund dafür sind Economies of Scale, hocheffiziente Prozesse und sehr weitentwickelte Anlagen, durch jahrzehntelange Erfahrung und Verbesserung. Im Gegensatz dazu ist die moderne Heap Leaching Technologie (Teil der hydrometallurgischen Methoden) noch viel jünger und auch nicht für alle Typen von Kupfervorkommen effektiv. China dominiert mit 45% Anteil die Schmelz- und Raffinerie-Industrie deutlich, gefolgt wird es vom DR Kongo und Chile mit jeweils zirka 8%. Das weltweit größte Schmelzwerk ist Nanko Cooper in China mit einer jährlichen Produktionskapazität von 675.000 metrischen Tonnen, während die größte Kupferraffinerie Guixi mit 1,1 Mio. Tonnen sich ebenfalls in China befindet. Das deutsche Unternehmen Aurubis betreibt ein bedeutendes Schmelzwerk in Hamburg, das mit rund 450.000 metrischen Tonnen jährlich eines der wichtigsten Anlagen auf globalem Niveau darstellt.
Projekte Argentinien: von Reserve zu Resource, von Resource zu Extraktion
Wie bereits erwähnt werden die Kupferprojekte in Argentinien mit hoher Geschwindigkeit vorangetrieben. Die 8 größten Projekte mit dem weitesten Fortschritt sind die folgenden:
Das derzeit am weitesten fortgeschrittene Projekt ist Josemaria, das sich bereits im Bau befindet, gelegen ist es in der Vicuña Region in der Provinz San Juan, gemeinsam mit Filo del Sol. Beide dieser Projekte befinden sich im Besitz von BHP, einem der weltweit größten Bergbauunternehmen, britisch-australischen Kapitals. Ebenso beachtlich ist der hohe Kapitaleinsatz des Schweizer Giganten Glencore mit den beiden Projekten El Pachón und MARA. Deutsche Kapitalbeteiligung ist in allen wichtigen Kupferprojekten nicht vorhanden. Aufgrund der hohen Kapitalsummen ist für die Minenbesitzer die Vorhersehbarkeit und Transparenz der öffentlichen Richtlinien von entscheidender Bedeutung. Das RIGI, ein Gesetzespaket zur Incentivierung großer Investitionen ab 200 Mio. USD, ist ein Schlüsselfaktor für die Entwicklung von den benötigten substantiellen Investitionen in argentinische Projekte. Das RIGI setzt den Rahmen für die Senkung der Steuerlast, wodurch die Kupferprojekte rentabler als in den Nachbarländern Chile und Perú werden können. Konkret wird die durchschnittliche Steuerlast von 47% auf 38% verringert (CRU, 2025), während diese in Peru und Chile gestiegen ist, und bei über 40% liegt. Weiters setzt es einen Rahmen von rechtlicher Sicherheit, durch die Möglichkeit des Zuganges zu internationaler Schiedsgerichtsbarkeit für die nächsten 30 Jahre womit die aktuellen und zukünftigen Regierungen an die versprochenen Vorteile gebunden sind.
Von den 8 erwähnten Projekten haben sich 3 für das RIGI beworben und bisher wurde nur Los Azules akzeptiert. Über 60 Prozent der Ausgaben für Technologie, Güter und Infrastruktur während der Konstruktion und Operation der Mine werden von lokalen Anbietern gedeckt werden – das lokale Sourcing ist eine zentrale Vorgabe bei Bergbauprojekten in Argentinien. Daher ist es für deutsche Technologieanbieter auch empfehlenswert, sich mittelfristig in den kupferabbauenden Provinzen mit einem Standort niederzulassen.
Die Projekte in Argentinien sind allesamt Greenfield-Projekte, werden also von Null auf ausgerollt. Einen teilweisen Unterschied gibt es bei dem Projekt MARA von Glencore zu beachten, das für seine Vorkommen auf bereits vorhandene Processing-Anlagen und Infrastruktur von der Mina la Alumbrera zurückgreifen kann, die ihre Aktivitäten 2018 endgültig eingestellt hatte und damit argentinische Kupferproduktion ab diesem Zeitpunkt zum erliegen brachte.
Was fehlt noch?
Es bestehen trotz der vielversprechenden Ausgangslage noch Hindernisse, die den Fortschritt eindämmen, ein weiterhin aufrechtes Risiko beinhalten und dadurch auch zusätzlich benötigte Kapitalflüsse derzeit noch auf sich warten lassen. Dazu gehören:
- Infrastrukturengpässe: Straßennetz, Bahnnetz, Energienetz. Die Kupferprojekte liegen meist weit entfernt von verkehrstechnisch erschlossenen Gegenden und auf beachtlichen Höhen, teilweise über 4.200 Metern Meereshöhe. Dadurch sind Straßen oft gar nicht vorhanden oder in keinem guten Zustand. Das ist ein gewichtiges Problem, da die Minen für einen viablen Betrieb eine große Anzahl an Personen und Maschinen zu dem Zentrum der jeweiligen Mine transportieren müssen und dann von dort aus die extrahierten Mineralien wegschaffen müssen. Die Rede ist hier von mehren hunderten oder tausenden Tonnen an Rohstoffen/Erzen, ebenso tonnenschwere Maschinen, mehrere Hundert Personen und genauso Energieversorgung für den Betrieb.
- Bildungs/Qualifikations und dadurch Engpässe bei qualifiziertem Personal. Fachkräfte aus regionalen Quellen sind ein rares Gut und die Einstellung von ausländischen Kräften ist aufgrund von provinziellen Regelungen nur beschränkt möglich. Lokale Ausbildungsprogramme versuchen dem nachzukommen, können den Bedarf aber aktuell noch nicht abdecken.
Die Chancen
Die prognostizierten und bereits bestehenden Investitionen sind umfangreich und die geplanten Exportvolumen vielversprechend. Wenn die Projekte wie vorgesehen eines nach dem anderen in Produktion gehen, könnte Argentinien bis Einnahmen von über 40 Milliarden USD generieren. Das wiederum würde die Währungsreserven der Zentralbank nachhaltig stärken, einen massiven Zuwachs an Arbeitsplätzen bedeuten als auch die betroffenen Provinzen in allen Teilbereichen der Infrastruktur auf ein vollkommen neues Level heben. Da Kupferminen sehr komplexe Ökosysteme sind, werden die Spill-Over-Effekte auf andere Sektoren wie Tourismus, Bauwirtschaft und Transport (Straßen, Bahn und Luft) immens sein. Deshalb werden Maschinen und Technologie nicht nur allein für die Konstruktion und spätere Operation der Mine benötigt, sondern auch in allen eben genannten unterstützenden Sektoren.
Es besteht entlang der gesamten Bergbau-Wertschöpfungskette eine erhebliche Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen, die durch innovative und technologisch hochentwickelte Lösungen deutscher Zulieferer und Berater befriedigt werden können. Dazu gehören Elemente der Prospektion, Exploration, Konstruktion, Produktion & Processing als auch der Distribution, gemeinsam mit der zunehmenden Notwendigkeit von Nachhaltigkeits- und Umweltverträglichkeitsanalysen. Anwendungen werden zunehmend an den Bergbausektor adaptiert., wie zum Beispiel: Gerüste, Wasserpumpen, Rohrtechnik, Dichtungstechnik, Ventile, Filter, Fördersysteme, digitale Prozesse, Chemikalien etc.
Wichtig ist hierbei eine lokale Präsenz wie weiter oben bereits erwähnt, das hat natürlich offensichtliche Vorteile für den After-Sales Service wie das Beispiel von Liebherr zeigt, die eine Niederlassung in San Juan haben für die Instandhaltung ihrer Maschinen, die in der Goldmine Veladero operieren. Auf der anderen Seite ist es leichter sich mit dem lokalen Ökosystem bekannt zu machen, Partnerschaften zu knüpfen, ein Supply-Chain-Netzwerk aufzubauen und sich als kompetenter Zulieferer zu positionieren, denn die großen Minenbetreiber legen vor allem Wert auf Vertrauenswürdigkeit ihrer Anbieter, sodass wenn dieses einmal gegeben ist, ein Wechsel der Zulieferer für zentrale Operationen unwahrscheinlich wird.
Ein letztes wichtiges Argument für lokale Präsenz sind auch provinzielle Regelungen, die besagen, dass ein gewisser Prozentsatz (dieser kann 50 Prozent übersteigen) der gesamten Güter, Dienstleistungen, Maschinen etc. von Anbietern mit einer lokalen Niederlassung bezogen werden müssen.
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Quellen
Quellen
RANKED: World's biggest copper mines - MINING.COM
Mercado Mundial del Cobre: Panorama 2025 y Proyecciones (International Copper Study Group) | Copper Latin America -News-
CLASIFICACIÓN: Las 20 principales minas de cobre del mundo en 2025 - ExportFocus Africa
The Largest Copper Mines in the World by Capacity
Argentina approves major copper mining project in San Juan | Buenos Aires Times
Cobre argentino: la apuesta estratégica que podría revolucionar la economía - El Economista
MINERÍA DEL COBRE: UN ESTUDIO INTERNACIONAL ESTIMA QUE LOS 5 PRINCIPALES PROYECTOS DE COBRE EN ARGENTINA GENERARÍAN INGRESOS POR MÁS DE 47.000 MILLONES DE DÓLARES - Cobre News
Glencore targets 1 million tons of copper in Argentina over coming decade | Reuters
BHP and Lundin’s Argentina copper project targets 2030 start
New Mining Emphasis in Argentina is on Lithium Copper
IEA, Global Critical Minerals Outlook 2025
Secretaría de Minería, Cobre | Panorama global de los mercados de cobre. El rol clave de América del Sur y el potencial de la minería cuprífera Argentina, 2025.