AHK News

Nach dem Regierungswechsel in Argentinien: beiderseitiges Interesse am Ausbau der deutsch-argentinischen Wirtschaftsbeziehungen

20.03.2024

Der Regierungswechsel in Argentinien hat weltweit aufgrund der teilweise radikalen politischen Neuausrichtung für Aufsehen gesorgt. Auf internationaler Ebene ist ein starker Wille zu Austausch und Kooperation erkennbar, wie die Besuche argentinischer Politiker in Deutschland verdeutlichen. Dieser Tage erhielt auch die AHK Argentinien Besuche zahlreicher hochrangiger Vertreter der deutschen Wirtschaft und Politik, um die Zusammenarbeit in Schlüsselbranchen zu erörtern.

Die Aussichten für die Vertiefung der bilateralen Beziehungen zwischen Argentinien und Deutschland sind in den ersten Monaten der Regierung von Javier Milei vielversprechend, wie offizielle Besuche in beiden Ländern gezeigt haben. Wichtige Persönlichkeiten der neuen Regierung Argentiniens sind in den vergangenen Wochen zu internationalen Konferenzen und Staatsbesuchen unterwegs gewesen. Neben der Reise des argentinischen Präsidenten nach Isreal und in den Vatikanstaat, ist die Teilnehme von Regierungsvertreterinnen an mehreren Veranstaltungen in Deutschland hervorzuheben.  

Am Donnerstag, den 1. Februar 2024 fand in der argentinischen Botschaft in Berlin das erste Deutsch-Argentinische Treffen zu kritischen Mineralien statt. Die  mitlerweile ausgeschiedene Staatssekretärin für Bergbau Flavia Royon nahm zusammen mit den Gouverneuren der Provinzen Jujuy, Salta, Catamarca und San Juan, einer Delegation argentinischer Unternehmen und weiteren Branchenvertretern, an der Veranstaltung teil. Sie präsentierten dem Fachpublikum von mehr als 140 Investoren, Politikern und Vertretern des Bergbausektors das Potential des Landes als sicherer, zuverlässiger und nachhaltiger Lieferant seltener Erden. Staatliche Garantien, Finanzinstrumente und spezifische Fonds für die Entwicklung neuer Investitionen im argentinischen Bergbau waren die Hauptthemen des Wirtschaftstages.

Die anwesenden Unternehmen stellten ihre wichtigsten Projekte in Argentinien deutschen und europäischen Investoren und Finanzfonds im Rahmen eines Investment Pitches vor. Das Bestreben Argentiniens, in den kommenden Jahren zum drittgrößten Lithiumproduzenten und Exporteur aufzusteigen und sich in die globalen Wertschöpfungsketten von Kupfer, Lithium und Batterien zu integrieren, trifft in Deutschland, das an einer Diversifizierung seiner Rohstoffzulieferer in kritischen Sektoren interessiert ist, auf offene Ohren. Auf der anderen Seite ergeben sich damit Chancen für deutsche Technologie- und Systemanbieter an dieser Entwicklung teilzuhaben. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung wurde unterzeichnet.

Mitte Februar war die argentinische Außenministerin Diana Mondino auf der Sicherheitskonferenz in München zu Gast. Neben ihrer Teilnehme an verschiedenen Diskussionsrunden und Veranstaltungen, die sich sowohl um sicherheitsrelevante Themen als auch um andere Schwerpunkte der neuen Regierung Argentiniens drehten, beispielsweise Wirtschafts-, Bildungs- oder Umweltfragen, traf sie sich mit hochrangigen Politikern zu individuellen Gesprächen.

Mit Finanzminister Christian Lindner tauschte sie sich zur wirtschaftlichen Situation in Argentinien und den Auswirkungen der ersten Maßnahmen der neuen Regierung aus. Lindner betonte die Bedeutung der deutschen Unternehmen im Land als Plattform für die Entwicklung von Investitionen. Im anschließenden Treffen mit der Staatssekretärin des Ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, Dr. Franziska Brantner, ging es um die Zusammenarbeit in Energiefragen und die Bedeutung von Biodiesel als effizientem und emissionsarmen Kraftstoff. Biodiesel stellt für Argentinien eine große Chance zur Produktivitätssteigerung dar und ist auch für die EU bei Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen von Interesse. Im Gespräch mit Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender von BMW, erörterte Ministerin Mondino die Investitionen der Unternehmensgruppe in Lithiumprojekte in Argentinien.

Im Gegenzug besuchte Ingo Kramer, Vorsitzender der Lateinamerika-Initiative der Deutschen Wirtschaft Mitte Februar Buenos Aires und traf mit lokalen Vertretern wichtiger Branchen zu Gesprächen zusammen. Auch in diesem Rahmen dominierten neben Informationen und Austausch zur politischen und wirtschaftlichen Situation des Landes, die Themen Energie, Elektromobilität und wissensbasierte Dienstleistungen sowie die Kooperationschancen auf diesen Gebieten zwischen den beiden Ländern. Auch der Stand des Freihandelsabkommens zwischen der EU und den Mercosur-Ländern wurde angesprochen.

Im Rahmen des Besuches des Ausschusses des Deutschen Bundestages für Arbeit und Soziales am 1. März in Buenos Aires organisierte die AHK Argentinien einen CEO-Roundtable mit Vertretern der lokalen Niederlassungen und Mitgliedsunternehmen wie Bayer, BMW, Hexagon Consulting und Wintershall DEA sowie dem Unternehmen Sin Par SA zum Austausch mit acht deutschen Abgeordneten. Die Unternehmen hatten die Möglichkeit ihre Sichtweise zur allgemeinen Wirtschaftslage und ihre Einschätzung zu den Maßnahmen der neuen Regierung darzustellen. Auch die Herausforderungen, denen ausländische Unternehmen in Argentinien begegnen, sowie die Transformation der Arbeitswelt, die Arbeitsmarktentwicklung sowie die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften vor Ort spielten eine Rolle im Austausch mit den Abgeordneten.

Die Staatssekretärin des Ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, Dr. Franziska Brantner, besuchte ebenfalls Argentinien. Sie war am gleichen Tag wie sieben deutsche Abgeordnete des Wirtschaftsausschusses des Bundestages in Buenos Aires, die sich unter anderem mit Vertretern der deutschen Wirtschaft in der AHK Argentinien austauschten. Die Delegation vertiefte die Gespräche zur Zusammenarbeit in der wissensbasierten Wirtschaft und der Energiewende beim Innovationsforum in den neu eröffneten Räumlichkeiten des German Accelerator im Innovationspark der Stadt Buenos Aires. Mit dem Ziel, Synergien zwischen den Start-Up-Ökosystemen beider Länder zu fördern, wurden im Rahmen dieses Events argentinische und deutsche Startups, die ihre Projekte auf nachhaltige Innovation fokussieren, für einen Preis des German Accelerators ausgewählt.

Abschließend erreichte eine Delegation aus dem Bundesland Bayern Buenos Aires. Fokus dieser Delegation war ein Dialog beider Länder zu Innovation und Zusammenarbeit in Bezug auch Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, Energie und Nachhaltigkeit. An ihr nahmen führende Unternehmen, Technologiecluster, Forschungszentren und der German Accelerator teil. Begleitet wurde die Gruppe von Mitgliedern des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Entwicklung und Energie.

Kontakt: Julieta Barra / jbarra(at)ahkargentina.com.ar