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Medizinischer Cannabis in Argentinien: Eine aufkeimende Industrie

05.08.2021

Experten schätzen, dass die argentinische Industrie zur Herstellung und Verarbeitung von medizinischem und industriellem Cannabis einen Umfang von 450 Mio. USD am Jahr erreichen könnte. Unter dieser Prämisse erklärte die Regierung kürzlich die Förderung der Branche als Schwerpunktsektor für die Industriepolitik des Landes.

Ausgehend von dem im Jahr 2017 verabschiedeten Gesetz 27.350, welches die medizinische und wissenschaftliche Erforschung von Cannabis und seinen Derivaten ermöglicht, wurden diesem im vergangenen Jahr einige Neuregelungen hinzugefügt und u.a. die Möglichkeiten zur ärztlichen Verschreibung von medizinischem Cannabis als Medikament ausgeweitet.

Die ebenfalls in den Regularien eingeschlossene Genehmigung des Selbstanbaus von Cannabis für medizinische Zwecke und der Implementierung eines entsprechenden Registers des Gesundheitsministeriums für Anbauer und Nutzer von medizinischem Cannabis führt zu einem exponentiellen Wachstum der sogenannten Grow-Shops.

Damit wird sowohl die Produktion zur Versorgung des legalen medizinischen Cannabismarktes in Argentinien gefördert, von der Produktion von Rohmaterial über die Extraktion und Herstellung von Derivaten und Wirkstoffen für die Belieferung von Drogerien und Pharmaunternehmen, als auch die Entwicklung von Fertigprodukten für den Verkauf an die Öffentlichkeit. Daran gekoppelt ist weiterhin die Entwicklung von professionellen Vertriebs- und Beratungsdienstleistungen zu angewandten Technologien und auch die vermehrte Nutzung von Betriebsmitteln wie Dünger, Töpfe, Bewässerungssysteme, Nährstoffe usw., die über Grow-Shops verkauft werden. [1]

Hanf und Cannabis-Derivate werden seit Hunderten von Jahren in verschiedenen Bereichen eingesetzt. Die Anwendungen reichen von der Textil- über die Lebensmittelindustrie bis hin zur Erzeugung von Biokraftstoff oder zur Herstellung von Kunststoff. Sie werden auch in der Bauindustrie, in der Kosmetik und in der Gastronomie verwendet.

In den letzten Jahren richtet sich das Augenmerk darüber hinaus vermehrt auf die unterschiedlichen Möglichkeiten der Anwendung von medizinischem Cannabis. Im Gesundheitsbereich wird es bereits im Rahmen verschiedener Therapien eingesetzt oder auf seine Wirkung hin untersucht. Anwendung findet es vor allem in der Schmerztherapie, bei Erbrechen und Appetitlosigkeit oder als entzündungshemmendes Mittel. Auch bei der Behandlung von Nervenkrankheiten und Schlafproblemen kann es unterstützend eingesetzt werden sowie bei einigen psychischen Erkrankungen und zur Verbesserung der Lebensqualität der Patienten beitragen. [2] [3]

Die Erwartungen an den neuen regulatorischen Rahmen für die Cannabisproduktion hierzulande sind hoch und beginnen mit der Hoffnung auf neue Arbeitsplätze und der Entstehung neuer Märkte für kleine und mittlere Produzenten bis hin zur Entwicklung bzw. dem Ausbau einer ganzen Industrie, die ihren Produkten Mehrwert durch weitere Verarbeitung verschafft. Steigerungen beim Export von Rohstoffen und verarbeiteten Produkten werden ebenfalls erwartet. [4]

Worin bestehen nun genau Geschäftschancen in dieser jungen Industrie für deutsche Unternehmen?

Da wäre zum einen die Beleuchtungstechnik, die ein zentraler Bestandteil für den Anbau gesunder Cannabispflanzen ist. In den letzten fünf Jahren haben mehrere Innovationen die Beleuchtung von Cannabis verbessert, um das Wachstum und die Form der Pflanzen zu beeinflussen. So sind z.B. LED-Leuchten bei den Züchtern sehr beliebt geworden. 47 Prozent der Grower verlassen sich beim Anbau von Cannabispflanzen auf diese. Um deren Wirksamkeit noch zu erhöhen, ermöglicht Cloud-basierte Technologie es den Züchtern, die Beleuchtung in Innenräumen je nach Wachstumsstadium der Pflanze aus der Ferne zu überwachen.

Ein weiterer innovativer Prozess ist die Gewebekultur, die den Prozess des Klonens kleiner Pflanzen in einer sterilen Umgebung beschreibt und welche die Zukunft des Marihuana-Anbaus sein soll. Der Prozess ist langwierig und teuer und stößt deshalb auf geteilte Akzeptanz. Während beispielsweise in den USA diese Praxis aus den vorgenannten Gründen kaum praktiziert wird, hat Kanada diese neue Technologie bereits angenommen. [5]

Und auch der Einsatz von Blockchain Mechanismen in der medizinischen Cannabisindustrie kann positive Effekte mit sich bringen, so hoffen Marktbeobachter. Mit Hilfe der Krypto Technologie können z.B. Cannabisprodukte verifiziert und besser verfolgt werden, was zur Steigerung der Qualität der Produkte beiträgt. [6]

Erste Unternehmen und Initiativen, sowohl öffentlicher als auch privater Natur, sind bereits entstanden. So haben das Nationale Institut für Agrartechnologie (INTA) und Pampa Hemp das erste öffentlich-private Abkommen für die Forschung und Produktion 

von medizinischem Cannabis in Argentinien abgeschlossen und Anfang des Jahres eine entsprechende Versuchsstation in Pergamino, Provinz Buenos Aires, eingeweiht. [7]

Weiterhin ist Cannava in der Provinz Jujuy das erste staatliche Unternehmen, das sich in einem kollaborativen Entwicklungs- und Geschäftsmodel, der Produktion von medizinischen Cannabisderivaten in Argentinien widmet. [8]

Dieser Nischensektor kann zweifelsohne eine neue Einnahmequelle für Argentinien werden. Die Entwicklung dieses Marktes und die internationale Nachfrage nach Cannabisprodukten werden die zukünftige Entwicklung dieser Branche mit Sicherheit beeinflussen.

 

Kontakt: Julieta Barra | jbarra(at)ahkargentina.com.ar