Die deutsch-argentinischen Beziehungen blicken auf eine lange und enge Geschichte zurück. Auf dem lateinamerikanischen Kontinent ist Argentinien Deutschlands drittwichtigster Handelspartner nach Brasilien und Mexiko. Die ausgeprägte Technologie-Orientierung Deutschlands ist komplementär zu den aktuellen Bedürfnissen Argentiniens hinsichtlich der notwendigen Modernisierung seines produzierenden Gewerbes.-
Die deutsch-argentinischen Beziehungen blicken auf eine lange und enge Geschichte zurück. Auf dem lateinamerikanischen Kontinent ist Argentinien Deutschlands drittwichtigster Handelspartner nach Brasilien und Mexiko. Die bilaterale Wirtschaftszusammenarbeit ist stark: Viele deutsche Unternehmen sind mit ihren Niederlassungen teilweise seit Jahrzehnten in Argentinien, haben diverse Krisen überstanden, setzen aber weiterhin auf das riesige Land am Rio de la Plata und sein Potenzial. Auch die AHK Argentinien ist seit über 100 Jahren in Buenos Aires vertreten und fungiert als Nexus zwischen der deutschen und der argentinischen Wirtschaft.
Argentinien befindet sich im vierten Jahr wirtschaftlicher Rezession, die sich durch die Pandemie noch verschärft hat. Vor allem der ohnehin bereits angeschlagene argentinische Mittelstand hat im letzten Jahr unter den wegen Covid-19 verhängten Restriktionen und der fast 10 Monate währenden strikten Ausgangs- und Aktivitätensperre gelitten.
Große Teile der um die 15.000 kleinen und mittelständischen argentinischen Produktionsunternehmen, 83% davon befinden sich in Familienbesitz, haben Schwierigkeiten beim Zugang zu Finanzierung, leiden unter Fachkräftemangel, sind wenig produktiv und international nicht wettbewerbsfähig.
Was das Land dringend benötigt, um die aktuelle Talsohle zu überwinden und sich vor allem auch mittelfristig im internationalen Reigen auf die Gewinnerseite zu katapultieren, sind Investitionen in wertschöpfungsintensive Branchen sowie wissensbasierte Dienstleistungen.
Deutschland ist idealer Partner: Warum?
Weil Deutschland einen soliden, stark exportorientierten und innovativen Mittelstand hat, und als „Wiege“ von Industrie 4.0 über eine breite Basis von Expertise verfügt, die die argentinischen KMU bei dem dringend erforderlichen Innovations- und Produktivitäts- Schub begleiten können. Die ausgeprägte Technologie-Orientierung Deutschlands ist komplementär zu den aktuellen Bedürfnissen Argentiniens hinsichtlich der dringend notwendigen Modernisierung seines produzierenden Gewerbes.
Argentinien ist gut beraten, sich zügig für einen Weg in Richtung Digitalisierung zu entscheiden, um langfristig nicht zu den Verliererländern zu gehören. Für die Erschließung der reichhaltigen Potenziale des Landes im Sinne eines nachhaltigen Wachstumskurses ist die Einbeziehung neuer Technologien unerlässlich.
Grundsätzlich hat Argentinien gute Chancen, in einigen Jahren auf der Gewinnerseite der Digitalisierung zu stehen: Das Land ist bereits stark in der Primärproduktion, und hat darüber hinaus die Möglichkeit, seine Wirtschaftsentwicklung auf seine reichhaltigen natürlichen Ressourcen zu stützen. Außerdem ist die Bevölkerung Argentiniens jung und technikaffin und hat das Potenzial, die Entwicklung der argentinischen Wissensökonomie voranzutreiben.
An Kooperationsmöglichkeiten mangelt es nicht
Argentinische Unternehmen können besonders von deutscher 4.0-Technologie und Digitalisierungsstrategien in der Logistikbranche profitieren, wie beispielsweise die virtuelle Delegationsreise der AHK zum Thema Hafenlogistik und -infrastruktur im vergangenen November zeigte, an der mehrere deutsche Unternehmen aus diesem Bereich teilnahmen und innovative Lösungen vorstellten. Auch Angebote rund um die Themen Daten- und Cybersicherheit sowie der Einsatz moderner Sensortechnik in Produktionsprozessen und zur Überwachung bzw. präventiven Wartung und Instandhaltung von Fertigungslinien sind vielversprechende Geschäftsfelder.
Neben enormen Kooperationspotenzialen entlang der Wertschöpfungskette des Agrarsektors kann Argentinien darüber hinaus besonders im Energiebereich von der Erfahrung und Vorreiterstellung Deutschlands bezüglich Energiewende und grünem Wasserstoff profitieren. In diesem Zusammenhang kann eine gemeinsame Roadmap für die Energiewende und ein Aktionsplan für grünen Wasserstoff großen Nutzen bringen und gleichzeitig Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen eröffnen.
Die World Business Outlook Umfrage des DIHK aus dem Oktober 2020 unter deutschen Unternehmen in Argentinien zeigte, dass knapp 40% dieser ihre Investitionspläne trotz Wirtschaftskrise und Pandemie aufrechterhalten. Um diese Investitionspläne umzusetzen, sind allerdings klare und zuverlässige Spielregeln unerlässlich.
Kontakt: Anna Billharz | abillharz(at)ahkargentina.com.ar